Bäcker
Bei den seit Ende des 16. Jahrhundert in Friedberg gehaltenen Pferderennen gab es als Preise neben Barchet und rotem Tuch einen Lebzelten oder Zopf (Stadtbuch Friedberg). Da um Friedberg vor allem Korn (Roggen), Fesen (Dinkel), Hafer und Gerste angebaut wurden, waren die ausgesiebten Feinmehlprodukte wie „Weisses Leib Brod“ sehr kostbar und den drei hohen Feiertagen Weihnachten, Ostern und Kirchtag vorbehalten wie in den Übergabsbriefen im Staatsarchiv München nachzulesen ist. Die Grunduntertanen im Friedberger Land mussten ihrem Grundherrn neben anderem einen „feinen weißen Laib Brot“ oder einen „Zopf“ als Gilt bezahlen. Noch im 20. Jahrhundert wurde der „Seelenzopf“ gebacken. Das feine „Mundmehl“ war so kostbar, dass bei der „Reichen Spende“ des Herzogs Georg des Reichen vom 26. Januar 1495 nur die Hälfte des Brotes aus „Semmeln“, die andere Hälfte dagegen aus „Rockhen“ (Roggenbrötchen) bestand.
An die Stelle des Herzogs, der die Semmeln spendete, treten die Bäcker des Altstadtfestes, Knoll, Scharold und Schwab. Sie backen „Semmeln aus feinem Zopfteig mit Rosinen“ und verteilen sie nach dem feierlichen Gottesdienst am 2. Sonntag im Stadtfest an die Kirchenbesucher/innen. Robert Böck schreibt im Friedberger Stadtbuch, was ein Bäcker bei seiner Meisterprüfung nach der Zunftordnung von 1778 können muss: „ Semmel, Röckel, Wecken, Haus Brod aus alleinigen Rocken, dann gesottene Brezen, und Eyerbrod zu machen, all dieses selbst zu würken (kneten), und zu schüsßen (=in den Backofen einzuschießen). Die „gesottenen“ Brezen, Brezen aus feinem Hefeteig ohne Lauge und mit Salz bestreut, wurden wie die „Beigl-Krapfen“ vor dem Backen kurz im Wasser gekocht. Die „Fastenbrezen“ wurden in Friedberg noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts angeboten. Die Bäcker Knoll, Scharold und Schwab verkaufen an ihren Ständen Backwaren nach traditionellen Rezepten an. Kult ist geworden, beim Verlassen des Stadtfestes noch ein Küchlein mit Kompott zu verspeisen.
Gabriele und Dr. Hubert Raab, Historische Berater "Friedberger Zeit"