Wirte, Metzger, Bierbräuer und Bierzäpfler
Das historische Stadtfest „Friedberger Zeit“ bereichern Wirte, Metzger und Bierbrauer mit ausgewählten Speisen aus früheren Zeiten. Einige können selbst von einer langen Tradition erzählen. Ludwig Koller, langjähriges aktives Mitglied der Städtischen Jugendkapelle Friedberg, betreibt in Hergertswiesen eine Wirtschaft, die nachweislich seit über 400 Jahren besteht. Schon vor 1631 (StAMü Pflegg Friedberg) gab es dort eine Taverne. Einer seiner Vorfahren, Paulus Reinpoldt, Bierzapf seit ca 1689, streitet sich mit dem brotneidigen Wirt von Adelzhausen um die Hochzeitsmähler. Diese hatten große Bedeutung und mussten als Nachweis der ehelichen Geburt auf den Geburtsurkunden vermerkt werden. Dabei beruft sich der Hergertswiesener Wirt auf das überlieferte Recht, dass zu Hergertswiesen an der Weinstraße schon seit Menschengedenken ein Wirtshaus mit Tanzboden und Stallungen zum Einstellen der Zugtiere der Gäste gestanden habe. 1717 wird der Hergertswiesener Wirt als ein „lährer Krugl-Wirt und Zäpfler“ bezeichnet. Er zäpfelt aber trotz der Streitigkeiten lustig weiter. Abt Liebhard von Fürstenfeld, dem das Anwesen zugehörig war, schreibt 1716, dass in Hergertswiesen nur schlichte Hochzeiten stattfinden, „die auf die Kreide geschrieben werden und daß kein Mahlgeld angedungen wird.“ (Küppers, Heimatbuch von Ottmaring). Die Hochzeitsmähler der einfachen Leute bestanden nur aus einer Brautsuppe.
Recht üppig waren die Hochzeitstafeln im bürgerlichen Friedberg des 18. Jahrhunderts, wo sich gegen Ende Jahrhunderts bei einer Einwohnerschaft von 2200 „Seelen“ 11 Braustätten und 6 Wirtschaften (StAMü, RA Fasc. 1994) befanden. Im Friedberger Heimatblatt Nr. 4 Jg. 1954 ist uns eine Hochzeitstafel von 1799 überliefert: 1. Eingemachte Händl mit Kariffiol, 2. Spanfackl mit Sömpft, 3. Pastöte mit junge Tauben, 4. Rehschlögl mit Mandelsoß und Hackwändl, 5. Aufgeloffene Reiß Müsser, 6. Gebrattene Aendten mit Kopf et Zeller Sollath, 7. 2 Schissl gebachene Hendl et 2 dto Lammoni Müsser, 8. Hassen mit Rahm Soß et Beigl Krapfen, 9. 5 Kapauner mit Pommeranthschen Sollath, 10. 2 Schissl Kaiser Nandl mit Weinsoß, 11. 9 ReppHendl mit Scholkolatigrönn, 12. Indian et gedinste Aepfl, 13. Geselchten Hammer et 2 Schissl Krepsen, 14. 2 Brodt Dortten, 15. 12 Deller mit vermischen Konfeckt und verschiedene Opst, An Trunk 7 Viertl Krinzger Wein a 48 kr., 3 Virtl 1 Kandl Neyburger a 36 kr., 11 Flaschen Weiß Bier et 11 Virtl Merzenbier, Brodt. Dieses Hochzeitsmahl kostete mehr als 103 Gulden.
Auch bei unserem Stadtfest „Friedberger Zeit“ werden traditionelle Gerichte wie Tellerfleisch, Voressen, Schupfnudeln, Schweine- und Ochsenbraten, Wildragout mit Semmelknödeln, Spanferkel und Spießbraten u. s. w. angeboten. Ein großes Lob und Dank an unsere Wirte, die sich um diese Tradition bemühen: Altstadtcafe Weißgerber, Fischereiverein Friedberg, Gambrinuskeller, Goldener Stern – Fuß Stefan, Jakobusschänke – Pfarrei St. Jakob, Angus Club, Kaindl Andreas – Metzgerei, Koller Ludwig, Landgasthof zum Herzog Ludwig, Mahl Robert und Manuela, Gastwirt Noli, Rammelmüller Heiko – Metzgerei, Roth Ulrich – Vom Fass, Rupp Johann – Spießbraterei und Paradox, Schadl – Feinkost, Schwab Werner, Soiderer – Käseladen, Sportgaststätte Ottmaring, Waltner Hans, Wittelsbacher Bauernschänke, Zieglerbräu (Angaben der Stadt Friedberg).
Gabriele und Dr. Hubert Raab
Historische Berater der Friedberger Zeit