Brauereien in Friedberg

Brauereien in Friedberg

Bier ist so alt wie Brot. Für beides benötigt man Wasser, Getreide, Hefe. Schon von den Germanen ist bekannt, dass sie neben Met auch Bier ziemlich maßlos getrunken haben, wie der römische Schriftsteller Tacitus um 100 n. Ch. berichtet. Allgemein war die Bierherstellung in Bayern seit dem hohen Mittelalter nichts Unbekanntes. Nach dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 darf Bier nur aus Wasser, Gerste und Hopfen hergestellt werden. Doch bis Mitte des 16. Jahrhunderts war nicht Bier das Hauptgetränk der Bayern, sondern Wein. Auch in unserem Landkreis ist Wein angebaut worden. Bei Sielenbach gibt es heute noch die Flurbezeichnung Weinberg. Ein Stich von Schloss Gumppenberg zeigt einen Weinberg um das Schloss. Von 1550 an wurde aber Bier immer beliebter. Der Chronist Luber fand um 1800 für Friedberg eine einfache Erklärung: „Mittlerweile begab sich auch Herzog Albrecht von Baiern mit seine Familie und seinem zahlreichen Hofstabe ins Schloß nach Friedberg, und verweilte allda von 1569 bis 1579; während dieser Zeit entstunden auch in Friedberg so viele Wirthschaften und Bräustätten, weil damals die Stadt sehr volkreich war.“ Man spricht von der Entstehung von elf Brauereien in dieser Zeit. Ihre Zahl stieg nach dem Dreißigjährigen Krieg sogar bis zu einem Dutzend an. Mit der Einführung eines Weißbiermonopols steht auch für Friedberg fest, dass Weißbier gebraut wurde. In ganz Bayern wurde ab 1604 der Ausschank von Weißbier winters wie sommers erlaubt. Am 2. Dezember 1600 gaben sich die Bierbrauer in Friedberg eine Zunftordnung. Das Bier scheint aber nicht besonders gut gewesen zu sein. Dies ist jedenfalls einem Rentmeisterbericht zu entnehmen, der schreibt, dass die Friedberger ein „gar übles Bier, wie es nicht bald an einem Orte geschah“, brauten.

Als der Bierkonsum im 18. Jahrhundert stark zunahm, wurden oft die unter den jeweiligen Bräustadeln befindlichen Bierkeller in der Stadt zu klein. Zunächst wurden sie erweitert und vergrößert. Bald entstanden aber auch Bierkeller vor den Mauern. Zu nennen sind in Friedberg der Gareiskeller in der äußeren Ludwigstraße oder der Bauernbräukeller, später Saalbau Kiefer in der Bahnhofstraße. Die Lagerkeller hatten Luftzufuhrschächte, meist nach Norden und nach Süden. Wenn die Sonne die Südseite erwärmte, entstand ein Luftstrom, der nun alle Räume mit kalter Luft füllte. Im Übrigen hatten auch Kastaniengärten als Biergärten dieselbe Funktion der Kühlung. In den darunter befindlichen Kellergewölben war dann die Temperatur um einige Grade kälter. Zur Kühlung wurde aber auch Eis verwendet, das im Winter in Stangen von Weihern geholt wurde oder auf speziell errichteten Holzgestellen erzeugt wurde.

Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der Brauereien infolge von Zusammenlegungen ab. Als 1930 die Zieglerbrauerei schloss, war das Ende der Brauereien in Friedberg gekommen. Die Weizenbierbrauerei Spiegel in Friedberg-West hörte als letzte 1976 auf.

 

Die Friedberger Brauereien:

1  Zum alten Braumichl, Nr. (23/24) 25, Ludwigstraße 16

    Hohes Glas, Nr. 23 1835 zu 301






2  Pamperlbräu, Nr. (36)37, Bahnhofstraße 19

    Weißes Lamm

3  Jungbräu, Nr. 90 (91), 58, 107, Jungbräustraße 8

4  Voglbräu, Nr. 94 (95), 102, Marienplatz 15

5  Zum Mohrenkopf, Nr. 98, Marienplatz 19

    Schittenhelm

6  Koppenbräu, Nr. 133/134, Bauernbräustraße 20/22

7  Bleicher, Nr. 145, Bauernbräustraße 6

    Adlerbrauerei, Nr. 75, Nr. 143

8  Bauernbräu, Nr. 146-148, Bauernbräustraße 4

9  Krebsbräu (Zum Goldenen Krebs), Nr. 214 – 216, Marienplatz 2

    Einserbäu

    Zum Bräubrandl

    Pult




10 Baudrexlbrauerei, Nr. 230/231, Marienplatz 7

11 Zur Glocke, Nr. 234 – 236, (251), Marienplatz 11

12 Zieglerbrauerei, Nr. 239, Marienplatz 14

     Kronenbräu, Nr. 247 Bräuhaus



13 Gareis, Nr. 301, Ludwigstraße 9

      Nr. 313 Keller

14 Kupferbräu, Nr. 327, Ludwigstraße 36

     Weizenbrauerei

15 Weizenbrauerei Spiegel, Friedberg-West

Außerdem werden genannt: Westermeierbräu, Hartlbräu, Hechlbräu

(Text aus: Hubert Raab, Geschichte und Geschichten ums Bier im allgemeinen und besonders in Friedberg, Typoscript)

 

Auf dem Friedberger Stadtfest „Friedberger Zeit“ sind neben auswärtigen Brauereien zwei Brauereien aus dem Landkreis vertreten: Brauerei Kühbach Freiherr von Beck-Peccoz und Schloßbrauerei Unterbaar Albrecht Freiherr Gross von Trockau. In der Tradtion der vielen Braustätten und Braumeister in Friedberg hat das Stadtfest „Friedberger Zeit“ noch einen echten Braumeister: Ludwig Koller vom Landhausbräu Koller. Seit dem Jahr 2000 braut er in Hergertswiesen hauseigenes Helles, Dunkles und Weißbier, sowie Saisonbier.

 

Gabriele und Dr. Hubert Raab