Die Blumisten
Erfahren Sie mehr über die Blumisten der "Friedberger Zeit".
Unser Stadtfest führt uns in das 18. Jahrhundert, in die „Friedberger Zeit“, in der die Uhrmacher der kurbayerischen Grenzstadt Friedberg zu großem Ruhm und weltweiter Bedeutung verhalfen.
Um 1750 entdeckten die Menschen in Deutschland ihre Liebe zu blühenden Pflanzen, während in den Gotteshäusern der künstliche Blumenschmuck, die sog. „Maienbuschen“, erhalten blieben. In muslimischen Lebensbereichen gehörten Blumen schon immer zu einem genussvollen Leben. Aus diesen Ländern kamen im 17. Jahrhundert schön blühende Zwiebelgewächse nach Holland und England. Von dort verbreiteten sie sich auch in Deutschland. Wegen der hohen Preise (in Holland wurden die Tulpenzwiebeln an der Börse gehandelt) waren sie ein Privileg der Reichen und der Adeligen. Darum waren Blumenliebhaber gezwungen, die Kunst des Blumenzüchtens selbst zu betreiben.
Aus den einzelnen Blumenfreunden wurde eine Bewegung, die sich „Blumisten“ nannte. Die Blumisten des 18. Jahrhunderts waren keine berufsmäßigen Gärtner, sondern Bürgerinnen und Bürger, die sammelten und züchteten und gegenseitig ihre Erfahrungen austauschten. Sie pflegten auch das gesellige Leben vom Kaffeekränzchen bis zum Blumenball. Die Blumisten waren sozusagen die Vorfahren der heutigen Hobbygärtner und Gartenbauvereine.
Die Blumisten waren erfinderisch in der Ausführung ihres Hobbys. Sie entwickelten die Gießkanne, regensichere Namensschildchen, Stellagen und Etageren zum Aufstellen ihrer Blumentöpfe usw. Der Weimarer Blumist und Verleger Friedrich Justin Bertuch gab sogar eine Zeitschrift „Blumistik für Frauenzimmer und Pflanzenliebhaber“ heraus. Zu den ersten Blumen, die die Blumisten selbst zogen, gehörten z.B. Aurikeln, Kamelien, Veilchen, Hyazinthen, Tulpen, Rosen, aber auch Spalierobst und Gemüsebeete. Wer keinen Garten hatte, schmückte seine Fensterbretter. Zur Kunst der Blumistik gehörte auch eine schöne und geschmackvolle Präsentation der Blumen. Die Blumisten ordneten ihre blühenden Pflanzen, die sie aus Samen, Zwiebeln und Stecklingen herangezogen hatten, zu wahren Kunstwerden in Etageren, Stellagen und Labyrinthen an und erfreuten sich an dem Staunen und der Bewunderung ihrer Mitbürger.
Gabriele Raab
historische Beraterin der Friedberger Zeit