Die drei Kniefälle
Die Geschichte der drei Kniefälle.
Vor 1400 pilgerte ein Friedberger in das Heilige Land. Als er auf der Rückkehr „von den Türken“ gefangen wurde und in eine lebensbedrohliche Gefahr geriet, gelobte er, bei gesunder Heimkehr eine Kapelle zu errichten. Glücklich in die Heimat zurückgekehrt, baute er eine exakte Nachbildung der Grabeskapelle von Jerusalem außerhalb der Stadt Friedberg. Er übertrug genau die Länge der Via Dolorosa vom Haus des Pilatus zur Kreuzigungsstätte auf den heimischen Kreuzweg von der Stadtpfarrkirche zur Herrgottsruhkirche. So hatten auch die Menschen, die es sich nicht leisten konnten, selbst nach Jerusalem zu pilgern, Gelegenheit, dem Leidensweg Jesu so nah wie möglich zu sein.
An diesem Weg waren in Friedberg die drei Kniefälle, die 3. Station, die 7. Station und die 9. Station des Kreuzweges, aufgestellt. Wie die Bildsäulen mit dem Kniefall ausgesehen haben, können wir auf einem Votivbild von 1783 entdecken. Hier ist der 1. Kniefall abgebildet. Die „Saul“, gemauert und mit einem spitzen Dach versehen, stand links neben der heutigen Ludwigsapotheke, deren Erker heute noch zu sehen ist. Der zweite Kniefall stand bis 1760 dort, wo sich heute die Bäckerei Scharold befindet. Herr von Schmöger hatte in diesem Jahr an der Stelle der Bildsäule mit dem Kniefall die Johannes von Nepomuk Kapelle errichten lassen. Der dritte Kniefall stand kurz vor Herrgottsruh.
An den Stadtfesten 2004, 2007 und 2010 haben Friedberger Handwerker auf Anregung von Dr. Hubert Raab die drei Kniefälle unentgeltlich wieder an den Stellen errichtet, wo sie auch im 18. Jahrhundert standen. Franz Seidl und seine Söhne führten die Steinmetzarbeiten aus, die Firma Lindermayr errichtete die „Saul“. Weitere Handwerker, wie Glaser, Stukkateure, Spengler u.s.w. waren beteiligt. Feierlich eingeweiht wurden die Kniefälle jeweils beim Pilgerzug.
Am 2. Sonntag eines jeden Stadtfestes begeben sich nun wieder die Friedberger Bürger auf ihren Pilgerweg von der Stadtpfarrkirche zur Wallfahrtskirche Herrgottsruh, auf ihrer Via Dolorosa.
Gabriele und Dr. Hubert Raab
Historische Berater der "Friedberger Zeit"