Die Lese-Beryll als Hilfe für Weit- oder Alterssichtigkeit
Die Lese-Beryll als Hilfe für Weit- oder Alterssichtigkeit
Brillen gelten als die fünfwichtigste Erfindung der Menschheit. Noch für viele Menschen des 18. Jahrhunderts, der Friedberger Zeit, gab es bei Fehlsichtigkeit keine Lösung. Sie konnten fast nicht mehr am aktiven Leben teilnehmen. Für die meisten Menschen gab keine Lösung. Die Not war groß und man wandte sich inbrünstig an himmlische Fürsprecher.
Die hl. Ottilia in Wessiszell wurde von vielen aufgesucht. Zwei Votivbilder sind in der Kirche noch vorhanden. Dargestellt ist die Heilige als adelige Klosterfrau, die auf einem Stuhl sitzt. Auf den Knien trägt sie als ihr eigentliches Kennzeichen auf einem aufgeschlagenen Buch zwei Augen. Zahlreiche silberne Votivgaben mit Augen in Wallfahrtskirchen zeugen ebenfalls von der Not der Menschen, als noch keine moderne Medizin bei Augenleiden helfen konnte. In der Schlosskapelle Hofhegnenberg zeigt eine Frau, gekleidet im Friedberger Altstadtfestgewandt, auf ihre Augen und bittet um Hilfe bei „Unserer Lieben Frau“.
Schon vor 1300 kamen in Europa die ersten Brillen auf, ohne Bügel und mit konvex geschliffenen Linsen, geeignet für weitsichtige Menschen. Diese sogenannten Nietbrillen besaßen noch keine Befestigung für den Kopf. Eine der ältesten Abbildungen einer Brille befinden sich auf einem Glasbild in der Pfarrkirche Gundelsdorf.
Simone und Pietro Bellanova, Altstadtoptikergeschäft Augensache, bieten für das Stadtfest „Friedberger Zeit“ eine historische „Lese-Beryll“ in den Stärken 1,5 und 2,0 und 2,5 an. Das griechisch-lateinische Wort „beryllus“, zurückgeführt auf das Mineral Beryll, hat der Brille den Namen gegeben.
Gabriele und Dr. Hubert Raab
Historische Berater der "Friedberger Zeit"