Die Modewelt

Die Modewelt

Hier erfahren Sie etwas über die Modewelt zu Zeiten der "Friedberger Zeit".

Während des Stadtfestes „Friedberger Zeit“ schlüpfen viele Friedbergerinnen und Friedberger in Gewänder, wie sie die Bürger ihrer Heimatstadt im 18. Jahrhundert getragen haben. Noch herrschte in der Blütezeit Friedbergs als Uhrmacherstadt die Kleiderordnung. Nach einem Seelenbeschrieb aus dem 18. Jahrhundert war dem Stand der „5. Class“ in unserer Stadt nur Leinen und Tuch in Naturfarben gestattet. Doch durfte sie Spitzen und Borten und silberbeschlagene Verzierungen von geringem Gewicht tragen. Das Bild unseres Stadtfestes macht genau dieses Gewand aus Leinen und Tuch schön, wie es die meisten Frauen des 18. Jahrhunderts trugen und wie es auf den vielen Votivtafeln in Herrgottsruh dargestellt ist.

Alle seidenen Stoffe, Goldschmuck, weiße Spitzen, Holzabsätze an den Schuhen etc. waren dem 4. und 3. Stand vorbehalten. Wer sich auf unserem Stadtfest aber kleiden will wie die vornehmen Uhrmacherinnen und Uhrmacher, teilweise auch die Bierbrauerinnen und Bierbrauer, der schlüpft in ein teureres Gewand. Im Jahre 1770 ließen sich so z. B. die Uhrmacherin Maria Franziska Steinhart im Alter von 36 Jahren und ihre beiden Söhne Joseph Dominikus und Georg Anton (wohl von Sigismund Reis) malen. Auf uns gekommen sind zwar idealisierte Bilder. Doch vermitteln sie uns ein Bild vom vornehmen Friedberger Gewand.

Frau Steinhart trägt einen leuchtend roten Rock aus einem edlen Stoff, wie Crepon, Moiree, Damast oder Atlasseide. Die Schürze ist aus feinem, weißen Tüll mit eingewebtem floralen Muster. Das schwarze Mieder läuft zur Taille eng zu. Das Miedergeschnür und die Miederhaken mit den Zierblättern zeugen vom Wohlstand der Uhrmacher. Der Goller aus feinem weißen Tüllstoff mit eingestickten oder eingewebten Mustern wird von der silbernen Gollerkette festgehalten, deren Ende die filigrane, teilweise vergoldete Gollermasche bildet. Auch die Ärmel sind aus feinem weißen Tüll. Schwarze Stutzen bedecken die Unterarme. Das Seidentuch und die Rokokohaube, eine sog. „Kamode“ ergänzen die Kleidung. Um den Hals trägt Maria Franziska Steinhart ein silbernes Halskettel von mehreren Lot.

Die Kinder präsentieren sich als galante Kavaliere. Der achtjährige Georg Anton hat den Dreispitz mit der rechten Hand abgenommen, hält die linke Hand vor die Brust und stellt das linke Bein zurück, damit er eine artige Bewegung machen kann. Wie bei vornehmen erwachsenen Bürgern sind die Haare der Kinder von einer Perücke bedeckt. Unter dem schwarzen, mit Goldborten und Duttenknöpfen verzierten Tuchrock tragen sie rote Westen, schwarze Halsbinden und rote knielange Hosen. Fein nach Rokokomanier sind die roten bzw. schwarzen Schuhe mit silbernen Schnallen versehen.


                                               Gabriele und Dr. Hubert Raab, historische Berater